Ursprünglich hob ich diesen Blog aus der Taufe, um von meinem Auslandsaufenthalt in Frankreich zu berichten. Seit ich wieder in Deutschland bin, habe ich dezent meine Freude am Schreiben (wieder-)entdeckt und veröffentliche hier ab und an Texte. Leider viel zu selten.
Freitag, 17. Juli 2009
Die Endlösung
Viele von uns würden gerne ihren Anteil zum Umweltschutz beitragen, wissen aber nicht wie. Oft genug wissen wir zwar wie wir das könnten, haben aber keine Lust drauf unsere Lebensqualität einzuschrenken (effektive, aber unbeliebte Maßnahmen: weniger und/oder langsamer autofahren; weniger Fleisch essen; aufhören zu existieren). Doch jetzt habe ich - über das Bildungsportal YouTube - einen kleinen Clip eines Art Öko-Messias gefunden. Seine Nachricht an uns ist in einfache Worte verpackt und wenn wir alle, mich ausgeschlossen, seine Worte befolgen, können wir einen enormen Anteil zu dem, respekive gegen das, Waldsterben beisteuern. Seine prophetische Nachricht findet ihr hier (schaut es bitte jetzt! an).
Und jetzt als Lückenfüller ein schönes Bild:
Es ist schon erstaunlich, dass diese einfachen Worte eines verkümmerten Wortschatzes ausreichen, um die Welt auf den Kopf zu stellen. Umweltschutz mal genial einfach und einfach genial. Nur so richtig widerlich (d.h. jede Skala sprengend) stelle ich mir das mit einer Sache vor: Durchfall.
Mittwoch, 8. Juli 2009
Globale Erwärmung
Das mit der globalen Erwärmung haben wir Westler schon gefickt eingeschädelt: Bei uns wird es endlich wärmer, wir können bald an die Nordsee statt ans Mittelmeer fahren und wir eröffnen uns ganz neue Jobmöglichkeiten. Gut, wir reiten andere Weltregionen in die Scheiße, aber das, sind wir mal ehrlich, war uns doch schon immer egal. Und für ein ausgetrocknetes und ausgestorbenes Afrika lässt sich bestimmt auch noch eine Verwendung zur unseren Gunsten finden. Um den Nutzen und die Chancen der globalen Erwärmung richtig zu nutzen, sollten wir uns allerdings zeitig über die Zukunftsbranchen und individuelle Arbeitsfelder Gedanken machen. Diese Gedanken habe ich mir jetzt einfach mal gemacht.
Zukunftsbranchen und -Berufe (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
- italienische Eisverkäufer
- Schwimmlehrer in Holland
- Grenzschützer (der Verteidigungswall gegen Klimaflüchtlinge aus Afrika, Asien und Holland muss schließlich bemannt sein)
- Installateur von Solar-Klimaanlagen (wenn es das nocht nicht gibt, kommt es bestimmt)
- Virenforscher (wir bekommen bestimmt ganz tolle neue Krankheiten)
- Sonnencremefabrikant (natürlich auch After-Sun-Cremes)
- Tourismus an der Nors-und Ostsee
- Meeresarchäologe in Holland
- Weinbauer
- Soldat (ihr wisst schon, wegen den kommenden Rohstoff- und Wasserkrigen)
- Fischer
- Skilehrer
- Sonnenstudiobesitzer
- Tourismus in Südeuropa
Wie beschissen ist das denn!!
Montag, 6. Juli 2009
Wie geil ist das denn!!
Aufgrund meiner differenzierten, klugen Antwort und meiner charismatischen Ausstrahlung, konnten sie gar nicht anders, als dieses (Experten-)Interview zu veröffentlichen. Den Link findet ihr hier.
Der Beitrag befindet sich relativ am Anfang, also nach ungefähr zwei Minuten. Französischkenner dürfen sich gerne mal so kaputtlachen. Den anderen muss ich zum Verständnis vorausschicken, dass die Aufnahmen, die zu Beginn des Beitrags eingeblendet werden, von einem frisch renovierten Gebäude sind, in dem ich nicht wohne.
Nettes Detail am Rande: Ich stehe barfuß und in Boxershorts auf dem Flur. Bin ich ein Profi…
Vom Regen in die Scheiße
Während ich mich mit meinem alten Wohnheim schon fast angefreundet abgefunden habe, in dem vermeintlichen Wissen, viel schlechter könne es ja nicht mehr werden, bin ich schon mit einer Portion Vorfreude in das neue bâtiment eingezogen. Zu meinem Schrecken ist es – obwohl moderner – schäbiger.
Gebäude an sich
Das Gebäude ist sehr eigenwillig isoliert: Hitze und stickige Luft kommen rein, aber nicht raus. Aufzüge gibt es nicht (wohne zum Glück nur im zweiten Stock). Wenn ich die Küche besuche, packe ich lieber meine Wanderstiefel ein.
Sanitäranlagen
Die Toiletten wurden offensichtlich aus dem naheliegenden Kindergarten oder der Grundschule ausgemustert und günstig hier eingebaut. Das macht dieses Gebäude natürlich sehr kinderfreundlich, wirken aber in einem Studentenwohnheim mit einem Kinderanteil von 0% deplatziert. Ich muss jetzt ständig aufpassen, dass ich mir beim Hinsetzen nicht das Kinn an den Knien aufschlage. Um aus der Toilette rauszukommen, muss man sich rein theoretisch in das Klo stellen, um an der Tür vorbeizukommen. Auch sind sie ständig versifft; betätigt man die Spülung, reinigt diese nicht nur das Klo an sich, sondern auch die ganze Kabine und die eigenen Schuhe. Ich gehe kaum noch mit einer Zeitung aufs Klo – so weit haben sie mich schon getrieben.
Die Duschen sind mal, salopp gesagt, für’n Arsch: Der Druck, mit dem das Wasser aus der Leitung geschossen kommt, ist so stark, dass man die Tropfen fast einzeln zählen kann. Sich selbst anspucken ist ähnlich effektiv. Das war jetzt auch nur die Beschreibung der einen Dusche, die halbwegs funktioniert. Die Anderen kann man komplett vergessen.
Die Küche ist mal wieder exzellent ausgestattet: zwei Herdplatten, eine Mikrowelle und im Kühlschrank ein halbes Fach. Die Herdplatten muss man alle zwei Minuten per Knopfdruck freischalten, ihr wisst schon, aus Sicherheitsgründen und so. Sollten sich mehr als drei Personen in der Küche aufhalten, muss man sie stapeln. Kurz gesagt: Kochen macht hier echt wahnsinnig Spaß und ist mittlerweile ein neues Hobby.
Die Hoffnung, hier nach zwei Monaten wieder rauskommen zu können, hält mich aber weiterhin am Leben und ihr braucht euch fast keine Sorgen zu machen …
Sonntag, 14. Juni 2009
Finally: Auswertung der Umfrage
Dienstag, 12. Mai 2009
Ausreden
- ich war zu sehr mit Lernen beschäftigt
- ich war zu sehr mit Sport (Fußball, Joggen, Triathlon und Yoga) beschäftigt
- bin auf dem Klo eingeschlafen
- ich habe eine wegweisende Dokotorarbeit geschrieben, für die ich mindestens den Nobelpreis für Physik, Biologie, Mathematik, Medizin und Literatur bekommen werde, eventuell auch den für Frieden
- ich habe mein Zimmer aufgeräumt
- ich habe mich im französischen Bürokratie-Dschungel verlaufen
- erst bin ich auf dem Klo eingeschlafen und dann meine Beine; ich wurde erst nach Wochen gefunden
- ich habe meine kommende Weltherrschaftsübernahme vorbereitet
- ich war bei einem französischen Frisör und hatte danach Wochen damit zu kämpfen, mir aus Scham nicht die Pulsadern aufzuschneiden
- französische Aspirin gibt es nur in Kombination mit Valium
- ich bin bei McDonalds eingezogen
- ich musste lachen:
Sonntag, 15. März 2009
Was lange währt …
Positives
Es soll hier nicht so rüberkommen, als wäre hier alles schlecht und blöde. Die Bretonen an sich sind sehr nett und höflich und überall, wo ich hinkomme, werde ich freundlich empfangen. Von deutsch-französischer Erzfeindschaft keinerlei Spur. Auch das Wetter spielt langsam mit, die letzten Wochen waren kaum nass und mit der Sonne kratzen wir doch schon an der 20°-Celsiusmarke.
Einfach nur loben ist für mich aber zu langweilig, kommen wir also nun zu den interessanteren Details.
Sprachkenntnisse
Peu á peu verbessern sich meine Kenntnisse in Wort und Schrift, in Ausdruck und Verständnis, in hoher und Vulgärsprache. Meine Lernkurve ist immer noch sehr steil und ich weiß mich noch lange nicht am Ziel – in Wortschatz und Grammatik habe ich noch viele Lektionen zu lernen. Jedenfalls klappt der Small Talk, was kein Wunder darstellt, denn meistens beschränkt sich das auf: Wie heißt du? Woher kommst du? Was studierst du? Seit wann bist du hier und wie lange bleibst du hier?
Fast jeder besitzt deutsche Sprachkenntnisse, doch in den meisten Fällen beschränkt sich das auf fünf bis zehn Worte. Wenn ich mir die letzten ATV-Rundmails durchlese, respektive entziffere, scheint es mir doch ausreichend für ein PH-Studium. Ich habe ihr einen Franzosen, François, kennengelernt, der seit 15 Jahren Deutsch lernt und jetzt sogar studiert und dementsprechend souverän unsere Muttersprache beherrscht. Abgesehen davon ist er ziemlich cool und ich hänge häufiger mit ihm rum. Jedenfalls bis vor Kurzem, da er jetzt eine Freundin hat, deren Mund er jetzt oft bewässert.
Im Stadion
Ich war im Stadion und musste dabei einige kulturelle Unterschiede zu Deutschland feststellen. Vielleicht lag es daran, dass ich im Familienblock saß, doch grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Franzosen zivilisierter im Stadion benehmen. Niemand raucht auf den Tribünen und auch die Quote von Menschen, die wenig bis gar nicht am nationalen Bildungssystem partizipiert haben, ist erstaunlich gering. Das Stadion selbst hat ungefähr 32.000 Plätze und war gut in Schuss. Rennes gewann übrigens 2:0 gegen AJ Auxerre und spielt um die UEFA-Cup-Teilnahme mit.
McDonalds
Grundsätzlich ist der McDonalds die gleiche Soße wie in Deutschland, abgesehen von ein paar anderen Burgern und dementsprechenden Namen. Was jedoch ziemlich gewieft ist, ist das Studentenangebot: Kauft man sich ein Maxi-Menü, bekommt man beim Vorzeigen des Studentenausweises einen Gratisburger – egal welchen. Dieses Angebot dient natürlich nur dazu, die Studierendenschaft anzufixen und ist sehr leicht zu durchschauen. Ich persönlich finde es aber klasse und war jetzt schon öfter dort essen als im kompletten vergangenen Jahr. Ein BigTasty plus RoyalTS inklusiver einer großen Cola und einer großen Portion Pommes für knapp sieben Euro sind einfach ein tolles Angebot!
Abschleppservice
Vor zwei Wochen parkte ich abends bei François in der Straße mit gutem Gewissen. Nichtsdestotrotz hielten es die kleinlichen Franzosen für notwendig mein Auto abzuschleppen, nur weil sie eben an der Stelle Bauarbeiten durchführen wollten. Von mir aus hätten sie die Straße ja um mein Auto herum verlegen können, der kleine Schaden würde hier bei den beschissenen Straßenverhältnissen eh nicht weiter auffallen. Als ich jedenfalls eine Woche später mein Auto wieder besichtigen wollte (abholen war aufgrund von geringfügigem Alkoholkonsum zwar möglich, aber nicht erlaubt), war es nicht mehr da. Ich machte mir Sorgen um mein Auto und mein Bankkonto, kosten solche Späße in Deutschland doch locker zwischen 100 und 200 Euro. François half mir ein wenig mit der Suche und vor allem den Telefonaten, die für mich zu führen (noch) eine Unmöglichkeit darstellen. Zu guter Letzt fanden wir es zwei Straßen weiter – ohne jedes Knöllchen oder sonst einen Hinweis, der mich zur Zahlung irgendeines Beitrages aufforderte. Was für ne geile Scheiße! So was würde mir in Deutschland nicht passieren.
Mittlerweile habe ich mir Gedanken dazu gemacht und das nächste Mal, wenn ich falsch parke, werde ich einen Zettel mit meiner Adresse an die Windschutzscheibe hängen, damit sie wissen, wohin sie das Auto bringen sollen. Vorzugsweise nachts, wenn ich einen trinken gehen, damit sie mein Auto mit mir, darin schlafend, direkt auf den Parkplatz vor mein Wohnheim stellen können. Was ein Service …
Freitag, 6. Februar 2009
La vie en France
In eigener Sache
Liebe Freunde der intimen Details und des schlüpfrigen Humors! Bevor ich mit der den eigentlichen Erzählungen beginne, die über die Abenteuer des hübschen, charmanten und voll intelläge … intellig … äh klugen Mannes berichten, möchte ich eine Nachricht in eigener Sache vorwegnehmen: Ich habe erfahren, dass meine Eltern hier mitlesen. Daraufhin hatte ich mir eine U50- (=unter fünfzig) Sparte überlegt, mit all den frivolen Informationen über die Sexorgien, Drogenpartys und meine vielfältigen Liebschaften. Dummerweise würde meine Mutter aufgrund ihres juvenilen Aussehens und ihres tatsächlichen Alters souverän und ohne Probleme die Alterskontrollen für diesen Bereich absolvieren. Ein U45-Sektor ist leider technisch nicht möglich und so bin ich entweder gezwungen, eine bloginterne Zensur einzuführen oder einfach brav zu bleiben. Ich habe mich für Letzteres entschieden und werde ab sofort nur noch fleißig Französisch lernen, doppelt so viele Kurse wie möglich besuchen und nebenbei mit meiner bahnbrechenden Doktorarbeit über was-weiß-ich beginnen und damit einfach mal nebenbei den Literaturnobelpreis zu gewinnen. – Liebe Eltern, dies wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, einfach mal oben rechts auf das X zu drücken; ich melde mich dann einfach wieder.
Da wir jungen – und in meinem Fall auch sexy – Menschen wieder unter uns sind: War nur Spaß! Ich werde nach besten Kräften versuchen, hier die Sau raushängen zu lassen, meine Gesundheit und jegliche Gehirnaktivitäten zu terminieren und rumhuren, wie es nur irgendwie möglich ist! Man ist ja schließlich nur einmal jung …
Wochenrückblick
Rückblickend waren die letzten Wochen doch ereignisloser, als ich mir das gewünscht habe. Nichtsdestotrotz möchte ich mit meinem persönlichem, produktivem Highlight beginnen: Mittwoch letzte Woche habe ich es endlich geschafft, meine letzte (von zwei) Kiste auszuräumen und zusätzlich mein Zimmer etwas auf Vordermann zu bringen. Wie ein fleißiges Bienchen schwirrte ich durch mein Zimmer und habe sogar gefegt und meinen Drucker angeschlossen, der seitdem nutzlos hier rumsteht. Als ich dann abends ins Bett wollte, stand ich plötzlich vor einem Problem, welches ich aber auch umsichtig und abgeklärt meisterte: Nachdem ich die Kiste leerräumte, zwischenlagerte ich das Zeugs aus der Kiste auf meinem Bett. Wie zu erwarten war, verließ mich meine Arbeitsmotivation nach ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten und so konnte ich diesen Kram nicht mehr in den vorhandenen Stauraum einräumen. Als ich mir nun meine (ausnahmsweise) wohl verdiente Bettruhe gönnen wollte, lagen mir nun Kabel, Klamotten und meine zwei nie benutzten Ablagefächer im Wege. Meine in mir aufwallende Panik bekam ich aber schnell wieder in den Griff: Da mein Schreibtisch bereits ausreichend zugemüllt war, stellte ich in einem letzten Kraftakt – unter Blut, Schweiß und Tränen – das ganze Zeugs auf den Boden. Da steht es zwar noch heute im Weg, aber ich konnte mich endlich meinen Träumen widmen, in denen ich, nicht ganz zufällig, zum Mitarbeiter des Monats eines Gebäudereinigungsunternehmens gewählt wurde. Dennoch bin ich mir der Notwendigkeit einer Putzhilfe bewusst und halte Ausschau nach einer potentiellen Freundin. Ist das eigentlich sexistisch, wenn ich so was nur denke oder erst, wenn ich dies tatsächlich durchführen lasse? Nicht, dass mich das stören würde, aber interessieren würde mich es trotzdem.
Ansonsten ist nicht viel passiert: War auf einigen ‚Partys‘, die alle kaum der Rede wert sind. So war ich Freitag vergangener Woche auf einer Fete in einem Wohnheimzimmer bei einem schwulen (im wertenden Sinne, nicht tatsächlich) Franzosen mit ungefähr sechs, optisch eher zweitklassigen, Italienerinnen und der frontlastigen Rumänin, die sich im Glauben an eine Party auch ganz hübsch rausgeputzt hatte. Da fast die ganze ‚Partycrew‘ anfing, eine französische Variante von Mensch-ärger-dich-nicht zu spielen, forderte ich die Rumänin zu einer Runde Bowling auf der Wii heraus. Schnell bereute ich diesen Entschluss, da ich voll einen auf den Sack bekommen habe; typisch Anfängerglück!
Kulinarisches
Meine Mahlzeiten in Frankreich bestehen hauptsächlich aus folgenden Komponenten: Sandwiches, Crêpes, Schmankerln aus der Mikrowelle und Joghurt. Die Sandwiches hier ähneln den Pausenbrötchen, die meine Mutter anno dazumal für meinen Schulbesuch anfertigte. Nur eben besser. Meine Mutter beschränkte sich auf Aufbackbrötchen, belegt mit Butter, Schinken, ein-zwei Salatblättern und ganz viel Liebe. Allein damit war ich der King auf dem Pausenhof und konnte durch Tauschhandel einige Leute überzeugen, so zu tun, als wären sie meine Freunde. Diese Brötchen waren somit sehr wichtig, um meine pubertäre Identitätskrise zu überwinden – aufgrund vieler Pickel, weniger Freunde und kleinem Wuchs. Diesen psychologischen Stellenwert können die Sandwiches hier natürlich nicht einnehmen. Doch das kleine Baguette, bestückt mit Schinken, dick Mayo, Salat, Tomaten und gekochten Eiern, konnte schnell einen festen Platz in meinem Verdauungstrakt erobern, auch wenn die raue Oberfläche regelmäßig den Gaumen aufscheuert.
Zu den Crêpes gibt es nicht viel zu sagen: Sie sind einfach geil und ich könnte mich jeden Tag reinsetzen! Zu diesem Zweck habe ich mir extra eine überteuerte Crêpepfanne besorgt, mit der ich regelmäßig den Nachschub aus der Bäckerei (das Stück 45 Cent) aufwärme und mir mit Bananen und Nutella kredenze.
Das Mikrowellenessen aus dem Supermarkt ist stets innerhalb von drei Minuten fertig und wurde laut Verpackung von Marie mit Liebe vorgekocht. Dafür verzichtet Marie auf Gewürze und beschränkt sich auf Portionen, die lediglich in die Zahnlücke eines zweijährigen Kleinkindes passen. Naja, Hauptsache einmal täglich ne warme Mahlzeit …
Vom Joghurt mit Vanillegeschmack gibt es täglich ein bis zwei Rationen, die doch einen äußerst positiven Effekt auf den Verdauungstrakt haben. Frei nach der Lebensweisheit: A Joghurt a day keeps the shitpaper (temporarly) away!
Toilettenpapier
Wo wir auch schon bei unserem nächsten Thema sind: dem Klopapier. Dieses ist hier im Wohnheim nämlich sanktioniert, so sehr sanktioniert, dass ich mich selbst damit im Supermarkt damit eindeckte. Da ich meinen alten Freund den Charminbären nicht antraf, griff ich zu einer Marke mit nem Drecksköter als Maskottchen, offensichtlich ne Welpe. Dass das Papier mit diesem Tier etwas gemein hat, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Beide stinken nämlich! Eins nach Köter, das andere nach verunglücktem Parfüm. Da stellt sich mir natürlich die Frage: Warum? Warum parfümiert man Toilettenpapier? Wer tut so was? Soll die Kanalisation besser riechen, damit die Kanalarbeiter auch Spaß an ihrem Job haben? Oder gibt dieses Toilettenpapier den Geruch an die … äh … betupfte Körperstelle ab, um dort einen scheinbaren Wohlgeruch zu verbreiten? Mal angenommen, Letzteres träfe zu, wer steckt denn bitte schön seine Nase in den eigenen oder anderer Leute Hintern? Bis jetzt dachte ich stets, das Wort Arschkriecher sei metaphorisch zu verstehen und nicht wortwörtlich. Und zu guter Letzt: Wie viel Freizeit muss man haben, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen …?
Bürokratie
Starten wir einen Rettungswurf für das Niveau, holen es aus der Kloake, machen es sauber, kämmen und streicheln es ein wenig.
Die Bürokratie ist hier viel ausgeprägter als in Deutschland. So brauchte ich für den Besuch des Hochschulsportes, einen Termin beim Studentengesundheitscheck, einen Studentengesundheitscheck, ein Passfoto und die Papiere vom Studentengesundheitscheck. Um hier Wohnhilfe zu beantragen, braucht man das Formular, ein französisches Bankkonto, ein Rendez-vous zum Eröffnen eines französischen Bankkontos (Rendez-vous ist in Frankreich lediglich eine neutrale Verabredung), einen Nachweis über die staatliche Kinderhilfe und kann anschließend dies beim Sekretariat abgeben. Das kann hier manchmal ganz schön nervig sein, vor allem wenn man kein französisch spricht.
Mp3-Player
Mein mp3-Player ist kaputt. Einfach so. Wie tot. Muss ich wohl einschicken. Sehr bitter.
Joggen
Da mein mp3-Player kaputt ist (für Details siehe oben), kann ich momentan nicht joggen. Es ist quasi technisch nicht möglich. Dabei ist das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, gleich nach früh aufstehen, aufräumen und sinnlos den Kopf gegen die Wand hämmern.
Dienstag, 27. Januar 2009
Aufgefallen...
Möchte man in Frankreich am Straßenverkehr partizipieren, gilt es einige Unterschiede im Vergleich zur Heimat zu beachten. So zum Beispiel der Zebrastreifen, der in Deutschland die Funktion einer Sicherheitszone für Fußgänger hat, um diesen sicher die Straßenüberquerung zu ermöglichen. Autofahrer haben ihn zu respektieren und müssen mit einer empfindlichen Strafe rechnen, sollten sie die armen Passanten gefährden. Zu Recht, würde ich doch meinen, denn wer so blöd ist, dies in Sichweite der Polizei zu machen, hat auch nichts anderes verdient.
In Frankreich aber ist die Situation eine gänzlich andere. Zwar sieht der Zebrastreifen fast genauso aus wie sein Kollege der BRD, doch darf man ihn nicht ähnlich blauäugig betreten. Da ich ein gewiefter Fuchs bin, sind mir die hießgen Spielregeln schnell klar geworden: Man sollte vor dem Betreten unauffällig die Szenerie beobachten und insofern die Situation eine geeignete ist - den herannahenden Autos sollte doch wenigstens eine Vollbremsung ermöglicht werden - beschreitet man den Zebrastreifen, indem man demonstrativ in die andere Richtung schaut und signalisiert so seine nicht vorhandene Kompromissbereitschaft. Der Fahrer steigt also in die Eisen und lässt einen friedlich die Straße passieren. Blickt man jedoch dem Auto abschätzig entgegen, ist dies das Zeichen für den Autofahrer, man könne ja noch weglaufen und gegebenenfalls eine Judorolle über das Gefährt absolvieren und begibt sich somit unnötig in Gefahr. Ob dies die allersicherste Variante ist, lasse ich jetzt einfach mal im Raum stehen; Busse und andere große Gefährte lasse ich bis jetzt aber noch höflich passieren - hier fehlt mir noch einfach die nötige Abgeklärtheit der Franzosen.
Französische Autos
Zugegeben: Ich fahre auch ein französisches Auto, aber schließlich bekam ich ein recht günstiges Angebot meiner Mutter und das war damals einfach die beste Option. Würde ich mir aber heute ein neues Auto zulegen (was aus monetären Gründen derzeit und auch in naher Zukunft nicht möglich ist), würde ich doch erstmal den Automarkt sondieren und dann peu à peu den Traumwagen meines begrenzten Budgets herausfiltern. Der Franzose an sich hat es hier ein wenig einfacher: Er kennt schließlich nur Renault (Créateur d'eurreur) und Peugeot! Die Globalisierung scheint auf dem französischen Automarkt spurlos vorbeigegangen zu sein - trotz der überlegenen und qualitativ hochwertigeren Konkurrenz aus dem deutschen Feindesland. Naja, wenigstens ist mein Auto hier gut aufgehoben und ich schon besser integriert, als es mir meine Sprachkenntnisse bis jetzt ermöglichen könnten.
Die Aufzüge
Wie bereits gesagt, wohne ich nicht gerade in einem Luxusappartement, doch was hier doch sehr bemerkenswert ist, sind die beiden Aufzüge (ein 3er- und ein 6er- Personenaufzug). Irgendwie bekommt man den Eindruck sie wären beim Bau dieses wunderhässlichen Gebäudes aus Kostengründen vom Sperrmüll geholt worden. Ist jedenfalls meine Theorie. Wieauchimmer, die Fahrt mit diesen Aufzügen ist nie langweilig und man ertappt sich doch häufiger als einem lieb ist bei kurzen Stoßgebeten gen Himmel, da sie doch den Eindruck vermitteln, als wären die Stahlseile von Rost, Nagetieren und besoffenen Franzosen bereitsordentlich angefressen. Somit ist man hin und wieder auch einfach froh, wenn sie mal gar nicht funktionieren, was auch nicht ganz selten ist...
Französische Alternative
Der Freiburger Alternativen an sich, bewegt sich meiner Meinung nach schon ganz ordentlich ästhetisch irrefürend durch das badische Städtchen, um zur nächster Demo zu pilgern (für oder gegen was ist ja egal: Hauptsache nicht angepasst!). Doch deren französischen Kollegen setzen der optischen Provokation doch nochmal die Krone auf: Frauen mit kurzen Haaren und einem oder zwei geflochtenen Pimmelschen sind hier keine Seltenheit; der wandelnde Augenkrebserreger wird durch selbstgestrickte Kartoffelsäcke in grellen Farben komplettiert. Leider fehlen mir hier die Worte, um hier ein anschauliches Bild zu kreieren. Werde bei Gelegenheit mal ein paar Portraits machen. Nur soviel sei noch gesagt: Wenn Hässlichkeit hier als Prädikat verstanden wird, haben uns die Franzosen doch deutlich was voraus, zum Glück ist dieser Trend noch nicht nach Deutschland geschwappt...
Dienstag, 20. Januar 2009
Erste Woche
Sonntagsmorgens fuhr ich in meiner Luxuskarosse gen Frankreich. Auf dem Weg dorthin stellten sich mir lediglich zwei Blitzen und die Autobahn bei Paris in den Weg und so kam ich abends bei Familie Schubert (Freunde meiner Eltern) an, die etwa 10 km vor Rennes ihr Domizil haben. Begrüßt wurde ich mit Rouladen aus Deutschland, was doch eine nette Streicheleinheit für meine etwas müde Stimmung darstellte. Ebenso bekam ich noch einen kleinen Crashkurs in französischer Sprache und Mentalität.
Am nächsten Morgen fuhr ich planmäßig und pünktlich (ohne Scheiß!) nach Rennes zur Uni und konnte recht problemfrei mein neues Zimmer beziehen. Das Gebäude, in dem sich das Zimmer befindet, darf man sich als eine Art Kleinod vorstellen, nur das nach dem ersten abschreckenden Eindruck (Plattenbau aus den 60ern, auf der Hässlichkeitsskala locker ne 9,5 von 10 Punkten) nicht wirklich eine Offenbarung eintritt, sondern eher eine Art Erleichterung. Das heißt, mein Zimmer ist in Ordnung, ich habe Möbel, in denen ich mein Zeugs verstauen könnte (man beachte den Konjunktiv!), eine ganze Steckdose und einen Abstell...äh Schreibtisch. Etwas irritierend ist das Waschbecken, welches für Kalt- und Warmwasser je einen Wasserhahn besitzt und das Baider, welches offensichtlich nur pro forma hier eingebaut wurde; vielleicht eignet es sich ja später mal zum Bier kühlen oder so. Toiletten, Duschen und Küche teile ich mir mit meiner Etage (etwa 30 Personen). Alles in allem ist es in etwa so, wie ich es erwartete.
Aus erzähltechnerischer Perspektive heraus, war die restliche Werkwoche recht unspektakulär und wurde vor allem mit bürokratischem Gedöns verbracht. Am Freitagabend gab es hier eine "Party", die diese Bezeichnung eigentlich überhaupt nicht verdiente und die ich auch nicht erwähnen würde, würde ich auf kostbarem Papier schreiben. Hab aber ne Flatrate und zahle auch nix für den Strom und so erwähne ich sie halt für das Protokoll.