Freitag, 6. Februar 2009

La vie en France

In eigener Sache

Liebe Freunde der intimen Details und des schlüpfrigen Humors! Bevor ich mit der den eigentlichen Erzählungen beginne, die über die Abenteuer des hübschen, charmanten und voll intelläge … intellig … äh klugen Mannes berichten, möchte ich eine Nachricht in eigener Sache vorwegnehmen: Ich habe erfahren, dass meine Eltern hier mitlesen. Daraufhin hatte ich mir eine U50- (=unter fünfzig) Sparte überlegt, mit all den frivolen Informationen über die Sexorgien, Drogenpartys und meine vielfältigen Liebschaften. Dummerweise würde meine Mutter aufgrund ihres juvenilen Aussehens und ihres tatsächlichen Alters souverän und ohne Probleme die Alterskontrollen für diesen Bereich absolvieren. Ein U45-Sektor ist leider technisch nicht möglich und so bin ich entweder gezwungen, eine bloginterne Zensur einzuführen oder einfach brav zu bleiben. Ich habe mich für Letzteres entschieden und werde ab sofort nur noch fleißig Französisch lernen, doppelt so viele Kurse wie möglich besuchen und nebenbei mit meiner bahnbrechenden Doktorarbeit über was-weiß-ich beginnen und damit einfach mal nebenbei den Literaturnobelpreis zu gewinnen. – Liebe Eltern, dies wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, einfach mal oben rechts auf das X zu drücken; ich melde mich dann einfach wieder.

Da wir jungen – und in meinem Fall auch sexy – Menschen wieder unter uns sind: War nur Spaß! Ich werde nach besten Kräften versuchen, hier die Sau raushängen zu lassen, meine Gesundheit und jegliche Gehirnaktivitäten zu terminieren und rumhuren, wie es nur irgendwie möglich ist! Man ist ja schließlich nur einmal jung …

Wochenrückblick

Rückblickend waren die letzten Wochen doch ereignisloser, als ich mir das gewünscht habe. Nichtsdestotrotz möchte ich mit meinem persönlichem, produktivem Highlight beginnen: Mittwoch letzte Woche habe ich es endlich geschafft, meine letzte (von zwei) Kiste auszuräumen und zusätzlich mein Zimmer etwas auf Vordermann zu bringen. Wie ein fleißiges Bienchen schwirrte ich durch mein Zimmer und habe sogar gefegt und meinen Drucker angeschlossen, der seitdem nutzlos hier rumsteht. Als ich dann abends ins Bett wollte, stand ich plötzlich vor einem Problem, welches ich aber auch umsichtig und abgeklärt meisterte: Nachdem ich die Kiste leerräumte, zwischenlagerte ich das Zeugs aus der Kiste auf meinem Bett. Wie zu erwarten war, verließ mich meine Arbeitsmotivation nach ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten und so konnte ich diesen Kram nicht mehr in den vorhandenen Stauraum einräumen. Als ich mir nun meine (ausnahmsweise) wohl verdiente Bettruhe gönnen wollte, lagen mir nun Kabel, Klamotten und meine zwei nie benutzten Ablagefächer im Wege. Meine in mir aufwallende Panik bekam ich aber schnell wieder in den Griff: Da mein Schreibtisch bereits ausreichend zugemüllt war, stellte ich in einem letzten Kraftakt – unter Blut, Schweiß und Tränen – das ganze Zeugs auf den Boden. Da steht es zwar noch heute im Weg, aber ich konnte mich endlich meinen Träumen widmen, in denen ich, nicht ganz zufällig, zum Mitarbeiter des Monats eines Gebäudereinigungsunternehmens gewählt wurde. Dennoch bin ich mir der Notwendigkeit einer Putzhilfe bewusst und halte Ausschau nach einer potentiellen Freundin. Ist das eigentlich sexistisch, wenn ich so was nur denke oder erst, wenn ich dies tatsächlich durchführen lasse? Nicht, dass mich das stören würde, aber interessieren würde mich es trotzdem.

Ansonsten ist nicht viel passiert: War auf einigen ‚Partys‘, die alle kaum der Rede wert sind. So war ich Freitag vergangener Woche auf einer Fete in einem Wohnheimzimmer bei einem schwulen (im wertenden Sinne, nicht tatsächlich) Franzosen mit ungefähr sechs, optisch eher zweitklassigen, Italienerinnen und der frontlastigen Rumänin, die sich im Glauben an eine Party auch ganz hübsch rausgeputzt hatte. Da fast die ganze ‚Partycrew‘ anfing, eine französische Variante von Mensch-ärger-dich-nicht zu spielen, forderte ich die Rumänin zu einer Runde Bowling auf der Wii heraus. Schnell bereute ich diesen Entschluss, da ich voll einen auf den Sack bekommen habe; typisch Anfängerglück!

Kulinarisches

Meine Mahlzeiten in Frankreich bestehen hauptsächlich aus folgenden Komponenten: Sandwiches, Crêpes, Schmankerln aus der Mikrowelle und Joghurt. Die Sandwiches hier ähneln den Pausenbrötchen, die meine Mutter anno dazumal für meinen Schulbesuch anfertigte. Nur eben besser. Meine Mutter beschränkte sich auf Aufbackbrötchen, belegt mit Butter, Schinken, ein-zwei Salatblättern und ganz viel Liebe. Allein damit war ich der King auf dem Pausenhof und konnte durch Tauschhandel einige Leute überzeugen, so zu tun, als wären sie meine Freunde. Diese Brötchen waren somit sehr wichtig, um meine pubertäre Identitätskrise zu überwinden – aufgrund vieler Pickel, weniger Freunde und kleinem Wuchs. Diesen psychologischen Stellenwert können die Sandwiches hier natürlich nicht einnehmen. Doch das kleine Baguette, bestückt mit Schinken, dick Mayo, Salat, Tomaten und gekochten Eiern, konnte schnell einen festen Platz in meinem Verdauungstrakt erobern, auch wenn die raue Oberfläche regelmäßig den Gaumen aufscheuert.

Zu den Crêpes gibt es nicht viel zu sagen: Sie sind einfach geil und ich könnte mich jeden Tag reinsetzen! Zu diesem Zweck habe ich mir extra eine überteuerte Crêpepfanne besorgt, mit der ich regelmäßig den Nachschub aus der Bäckerei (das Stück 45 Cent) aufwärme und mir mit Bananen und Nutella kredenze.

Das Mikrowellenessen aus dem Supermarkt ist stets innerhalb von drei Minuten fertig und wurde laut Verpackung von Marie mit Liebe vorgekocht. Dafür verzichtet Marie auf Gewürze und beschränkt sich auf Portionen, die lediglich in die Zahnlücke eines zweijährigen Kleinkindes passen. Naja, Hauptsache einmal täglich ne warme Mahlzeit …

Vom Joghurt mit Vanillegeschmack gibt es täglich ein bis zwei Rationen, die doch einen äußerst positiven Effekt auf den Verdauungstrakt haben. Frei nach der Lebensweisheit: A Joghurt a day keeps the shitpaper (temporarly) away!

Toilettenpapier

Wo wir auch schon bei unserem nächsten Thema sind: dem Klopapier. Dieses ist hier im Wohnheim nämlich sanktioniert, so sehr sanktioniert, dass ich mich selbst damit im Supermarkt damit eindeckte. Da ich meinen alten Freund den Charminbären nicht antraf, griff ich zu einer Marke mit nem Drecksköter als Maskottchen, offensichtlich ne Welpe. Dass das Papier mit diesem Tier etwas gemein hat, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Beide stinken nämlich! Eins nach Köter, das andere nach verunglücktem Parfüm. Da stellt sich mir natürlich die Frage: Warum? Warum parfümiert man Toilettenpapier? Wer tut so was? Soll die Kanalisation besser riechen, damit die Kanalarbeiter auch Spaß an ihrem Job haben? Oder gibt dieses Toilettenpapier den Geruch an die … äh … betupfte Körperstelle ab, um dort einen scheinbaren Wohlgeruch zu verbreiten? Mal angenommen, Letzteres träfe zu, wer steckt denn bitte schön seine Nase in den eigenen oder anderer Leute Hintern? Bis jetzt dachte ich stets, das Wort Arschkriecher sei metaphorisch zu verstehen und nicht wortwörtlich. Und zu guter Letzt: Wie viel Freizeit muss man haben, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen …?

Bürokratie

Starten wir einen Rettungswurf für das Niveau, holen es aus der Kloake, machen es sauber, kämmen und streicheln es ein wenig.

Die Bürokratie ist hier viel ausgeprägter als in Deutschland. So brauchte ich für den Besuch des Hochschulsportes, einen Termin beim Studentengesundheitscheck, einen Studentengesundheitscheck, ein Passfoto und die Papiere vom Studentengesundheitscheck. Um hier Wohnhilfe zu beantragen, braucht man das Formular, ein französisches Bankkonto, ein Rendez-vous zum Eröffnen eines französischen Bankkontos (Rendez-vous ist in Frankreich lediglich eine neutrale Verabredung), einen Nachweis über die staatliche Kinderhilfe und kann anschließend dies beim Sekretariat abgeben. Das kann hier manchmal ganz schön nervig sein, vor allem wenn man kein französisch spricht.

Mp3-Player

Mein mp3-Player ist kaputt. Einfach so. Wie tot. Muss ich wohl einschicken. Sehr bitter.

Joggen

Da mein mp3-Player kaputt ist (für Details siehe oben), kann ich momentan nicht joggen. Es ist quasi technisch nicht möglich. Dabei ist das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, gleich nach früh aufstehen, aufräumen und sinnlos den Kopf gegen die Wand hämmern.