Montag, 6. Juli 2009

Vom Regen in die Scheiße

Der französische Student an sich wohnt nicht in Rennes, er studiert und streikt hier nur. Über das Wochenende und die Semesterferien ist er hier also grundsätzlich nicht anzutreffen. Der Betreiber der Studentenwohnheime schließt aufgrund dieser mangelnden Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten fast alle Studentenwohnheime bis auf zwei oder drei. Mein Gebäude – welches seit 10 Jahren im jeweils folgenden Jahr abgerissen werden sollte – war unter denen, die geschlossen wurden. Ich bin also umgezogen.

Während ich mich mit meinem alten Wohnheim schon fast angefreundet abgefunden habe, in dem vermeintlichen Wissen, viel schlechter könne es ja nicht mehr werden, bin ich schon mit einer Portion Vorfreude in das neue bâtiment eingezogen. Zu meinem Schrecken ist es – obwohl moderner – schäbiger.

Gebäude an sich

Das Gebäude ist sehr eigenwillig isoliert: Hitze und stickige Luft kommen rein, aber nicht raus. Aufzüge gibt es nicht (wohne zum Glück nur im zweiten Stock). Wenn ich die Küche besuche, packe ich lieber meine Wanderstiefel ein.

Sanitäranlagen

Die Toiletten wurden offensichtlich aus dem naheliegenden Kindergarten oder der Grundschule ausgemustert und günstig hier eingebaut. Das macht dieses Gebäude natürlich sehr kinderfreundlich, wirken aber in einem Studentenwohnheim mit einem Kinderanteil von 0% deplatziert. Ich muss jetzt ständig aufpassen, dass ich mir beim Hinsetzen nicht das Kinn an den Knien aufschlage. Um aus der Toilette rauszukommen, muss man sich rein theoretisch in das Klo stellen, um an der Tür vorbeizukommen. Auch sind sie ständig versifft; betätigt man die Spülung, reinigt diese nicht nur das Klo an sich, sondern auch die ganze Kabine und die eigenen Schuhe. Ich gehe kaum noch mit einer Zeitung aufs Klo – so weit haben sie mich schon getrieben.

Die Duschen sind mal, salopp gesagt, für’n Arsch: Der Druck, mit dem das Wasser aus der Leitung geschossen kommt, ist so stark, dass man die Tropfen fast einzeln zählen kann. Sich selbst anspucken ist ähnlich effektiv. Das war jetzt auch nur die Beschreibung der einen Dusche, die halbwegs funktioniert. Die Anderen kann man komplett vergessen.

Die Küche ist mal wieder exzellent ausgestattet: zwei Herdplatten, eine Mikrowelle und im Kühlschrank ein halbes Fach. Die Herdplatten muss man alle zwei Minuten per Knopfdruck freischalten, ihr wisst schon, aus Sicherheitsgründen und so. Sollten sich mehr als drei Personen in der Küche aufhalten, muss man sie stapeln. Kurz gesagt: Kochen macht hier echt wahnsinnig Spaß und ist mittlerweile ein neues Hobby.

Die Hoffnung, hier nach zwei Monaten wieder rauskommen zu können, hält mich aber weiterhin am Leben und ihr braucht euch fast keine Sorgen zu machen …

2 Kommentare:

  1. Ganz ehrlich: hab' grad eben Tränen gelacht, als ich das gelesen hab. Man sollte mal der Robertz-Feichtinger 'nen Link hiervon schicken...

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  2. Danke, Mann! Meinst du, die alte Doppelnamen-Terroristin würde nach dieser Lektüre meine Fünfen nachträglich in wohlmeinende Sechsen ändern?

    Warum erinnerst du mich jetzt eigentlich an die alte Schabracke?
    "Kafitz, Thema verfehlt! Setzen, sechs!"

    Mein schlechtes Image bei ihr war aber eh nur Korbicks Schuld - ich selbst war ja ein sehr strebsamer Schüler...

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