Sonntag, 15. März 2009

Was lange währt …

Hallo, liebe Freundinnen! Wie ihr offensichtlich bemerkt habt, ist es schon ein Weilchen her, dass ich meinen Blog aktualisiert habe. Es ist aber nun mal so, dass hier seit Wochen ein Streik an der Uni tobt und ich somit nicht ganz soviel lernen kann, wie ich eigentlich möchte. Momentan gammele ich doch sehr professionell vor mich hin – ihr würdet mich nicht wiedererkennen! Heute trage ich dann die wenigen Erkenntnisse und Erlebnisse mal wieder zusammen; vorher war es einfach zu wenig, um überhaupt etwas zu Papier zu bringen.

Positives
Es soll hier nicht so rüberkommen, als wäre hier alles schlecht und blöde. Die Bretonen an sich sind sehr nett und höflich und überall, wo ich hinkomme, werde ich freundlich empfangen. Von deutsch-französischer Erzfeindschaft keinerlei Spur. Auch das Wetter spielt langsam mit, die letzten Wochen waren kaum nass und mit der Sonne kratzen wir doch schon an der 20°-Celsiusmarke.
Einfach nur loben ist für mich aber zu langweilig, kommen wir also nun zu den interessanteren Details.

Sprachkenntnisse

Peu á peu verbessern sich meine Kenntnisse in Wort und Schrift, in Ausdruck und Verständnis, in hoher und Vulgärsprache. Meine Lernkurve ist immer noch sehr steil und ich weiß mich noch lange nicht am Ziel – in Wortschatz und Grammatik habe ich noch viele Lektionen zu lernen. Jedenfalls klappt der Small Talk, was kein Wunder darstellt, denn meistens beschränkt sich das auf: Wie heißt du? Woher kommst du? Was studierst du? Seit wann bist du hier und wie lange bleibst du hier?

Fast jeder besitzt deutsche Sprachkenntnisse, doch in den meisten Fällen beschränkt sich das auf fünf bis zehn Worte. Wenn ich mir die letzten ATV-Rundmails durchlese, respektive entziffere, scheint es mir doch ausreichend für ein PH-Studium. Ich habe ihr einen Franzosen, François, kennengelernt, der seit 15 Jahren Deutsch lernt und jetzt sogar studiert und dementsprechend souverän unsere Muttersprache beherrscht. Abgesehen davon ist er ziemlich cool und ich hänge häufiger mit ihm rum. Jedenfalls bis vor Kurzem, da er jetzt eine Freundin hat, deren Mund er jetzt oft bewässert.

Im Stadion

Ich war im Stadion und musste dabei einige kulturelle Unterschiede zu Deutschland feststellen. Vielleicht lag es daran, dass ich im Familienblock saß, doch grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Franzosen zivilisierter im Stadion benehmen. Niemand raucht auf den Tribünen und auch die Quote von Menschen, die wenig bis gar nicht am nationalen Bildungssystem partizipiert haben, ist erstaunlich gering. Das Stadion selbst hat ungefähr 32.000 Plätze und war gut in Schuss. Rennes gewann übrigens 2:0 gegen AJ Auxerre und spielt um die UEFA-Cup-Teilnahme mit.

McDonalds


Grundsätzlich ist der McDonalds die gleiche Soße wie in Deutschland, abgesehen von ein paar anderen Burgern und dementsprechenden Namen. Was jedoch ziemlich gewieft ist, ist das Studentenangebot: Kauft man sich ein Maxi-Menü, bekommt man beim Vorzeigen des Studentenausweises einen Gratisburger – egal welchen. Dieses Angebot dient natürlich nur dazu, die Studierendenschaft anzufixen und ist sehr leicht zu durchschauen. Ich persönlich finde es aber klasse und war jetzt schon öfter dort essen als im kompletten vergangenen Jahr. Ein BigTasty plus RoyalTS inklusiver einer großen Cola und einer großen Portion Pommes für knapp sieben Euro sind einfach ein tolles Angebot!


Abschleppservice

Vor zwei Wochen parkte ich abends bei François in der Straße mit gutem Gewissen. Nichtsdestotrotz hielten es die kleinlichen Franzosen für notwendig mein Auto abzuschleppen, nur weil sie eben an der Stelle Bauarbeiten durchführen wollten. Von mir aus hätten sie die Straße ja um mein Auto herum verlegen können, der kleine Schaden würde hier bei den beschissenen Straßenverhältnissen eh nicht weiter auffallen. Als ich jedenfalls eine Woche später mein Auto wieder besichtigen wollte (abholen war aufgrund von geringfügigem Alkoholkonsum zwar möglich, aber nicht erlaubt), war es nicht mehr da. Ich machte mir Sorgen um mein Auto und mein Bankkonto, kosten solche Späße in Deutschland doch locker zwischen 100 und 200 Euro. François half mir ein wenig mit der Suche und vor allem den Telefonaten, die für mich zu führen (noch) eine Unmöglichkeit darstellen. Zu guter Letzt fanden wir es zwei Straßen weiter – ohne jedes Knöllchen oder sonst einen Hinweis, der mich zur Zahlung irgendeines Beitrages aufforderte. Was für ne geile Scheiße! So was würde mir in Deutschland nicht passieren.

Mittlerweile habe ich mir Gedanken dazu gemacht und das nächste Mal, wenn ich falsch parke, werde ich einen Zettel mit meiner Adresse an die Windschutzscheibe hängen, damit sie wissen, wohin sie das Auto bringen sollen. Vorzugsweise nachts, wenn ich einen trinken gehen, damit sie mein Auto mit mir, darin schlafend, direkt auf den Parkplatz vor mein Wohnheim stellen können. Was ein Service …