Montag, 27. Januar 2014

Morgen

Seit über einem Jahr habe ich nichts mehr auf meinem Blog veröffentlicht. Manche denken, das sei Faulheit. Dabei war es Absicht: Für mein folgendes Gedicht, mein Erstes überhaupt, wollte ich den größten dramatischen Effekt erzielen. Für die einen ist das, was kommt, nur eine Ausrufezeichenorgie; für die anderen ist es ein proto-post-postmodernes Gedicht in loser Form mit avantgardistischem Reimschema. Ich selbst habe mich da noch nicht festgelegt.

Morgen


Morgen brauch‘ ich keinen Paketzusteller
und steh‘ mit dem Wecker auf!
Morgen arbeite ich bis zum Abend
und noch länger!
 

Morgen räum‘ ich mein Zimmer auf
und saug‘ auch unterm Bett!

Morgen lenke ich mich nicht ab
und ignorier das Internet!


Morgen geh‘ ich joggen
vier Stunden durch den Wald!

Morgen les‘ ich den Ratgeber
gegen das Aufschieben,
der seit zwei Jahren im Bad verstaubt!(1)
 

Morgen hat mein Tag sechsunddreißig Stunden
und den Rest mach ich auch im Schlaf gut!

Morgen lern‘ ich Gedichte schreiben,
und was dieser Metrum machen tut!

Morgen schaff‘ ich mehr
als im ganzen letzten Jahr!
Morgen kann ich fliegen
und noch viel mehr!


Oh Morgen! dein Kuss erlöst das Gewissen!
Oh Morgen! Kafitz wird’s was geben!
Oh Morgen! werd‘ ich mich freuen!
Oh Morgen! wie sehr lieb ich dich!
Oh Morgen! hab ich Gold im Mund!
Oh Morgen! wird alles besser!
Oh Morgen! wird alles gut!


Nur nicht jetzt; jetzt passt’s grad schlecht. 



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(1) Rückert, Hans-Werner: Schluss mit dem ewigen Aufschieben. Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen, Frankfurt 2011.